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vsim - Vereinbarkeitssimulator

Der Vereinbarkeitssimulator erfasst die spezifischen Lebenslagen von Mitarbeitenden und ihre Wünsche an ihre zukünftige Work-Life-Balance. Ziel des softwarebasierten Vereinbarkeitssimulators ist es einen Dialog zwischen Unternehmensführung und den Mitarbeitenden inklusive ihrer Angehörigen zu entwickeln, um Entscheidungsgrundlagen für Vereinbarkeitsmodelle aufzuzeigen.

Dieses Projekt entstand im Rahmen einer Kooperation mit Thomann Nutzfahrzeuge AG, Sonderschule Bad Sonder und Abraxas Informatik AG im Zeitraum Sommer 2016 bis Winter 2017. Gefördert wurde das Projekt mit Finanzhilfen durch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Mann und Frau (EBG).

Das vorliegende Dokument gliedert sich in zwei Teile:

Vereinbarkeitssimulator - Ein Leitfaden für die Praxis

In der Diskussion um Vereinbarkeit von Beruf und Familie nehmen betriebliche Massnahmen eine wichtige Rolle ein. Je nach Lebenslage und Sorgearbeitsverpflichtungen benötigen Angestellte auch spezifisch gestaltete Arbeitsorganisationsmodelle. Unternehmen stehen damit vor der Herausforderung ihre Arbeitsorganisation den jeweiligen Anforderungen anzupassen. Gefragt sind Konzepte für eine lebenslagen- und generationenspezifische Work-Life-Balance, mit deren Hilfe die unterschiedlichen Phasen des Berufslebens durch passgenaue Arbeitsorganisationsmodelle gemeistert werden können. Mit diesem Leitfaden wenden wir uns an Mitarbeitende, Unternehmensleitungen, Personalverantwortliche und Multiplikatoren aus Verbänden, Arbeitnehmervertretungen und anderen Organisationen. Einerseits wollen wir mit diesem Leitfaden den Anwendungsbereich des Vereinbarkeitssimulators vergrössern und andererseits möchten wir Anwendungsmöglichkeiten sowie Chancen durch den Einsatz des Vereinbarkeitssimulators verdeutlichen. Unternehmen, Mitarbeitende und Familienangehörige finden in diesem Leitfaden konkrete Handlungsempfehlungen und Hintergrundinformationen zu folgenden Themen:

Wie ist der Vereinbarkeitssimulator entstanden?

Wie Unternehmen Work-Life-Balance fördern können, hat die FHS St. Gallen exemplarisch an der Personengruppe von Vätern und ihren spezifischen Lebenslagen erarbeitet. Die Empfehlungen des Leitfadens sind Resultat des Sensibilisierungsprojekts „Unser Unternehmen – ein attraktiver Arbeitgeber für Angestellte in ihren spezifischen Lebenslagen“.

Das Projekt fand im Rahmen einer Kooperation mit Thomann Nutzfahrzeuge AG, Sonderschule Bad Sonder und Abraxas Informatik AG im Zeitraum Sommer 2016 bis Winter 2017 statt. Gefördert wurde das Projekt mit Finanzhilfen durch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Mann und Frau (EBG). Im Rahmen des Sensibilisierungsprojekts wurden mehrere Workshops mit Mitarbeitenden und Führungskräften durchgeführt, in denen im geschützten Raum über Vereinbarkeitsprobleme, Anforderungen und Lösungsmöglichkeiten diskutiert wurde. An die internen Workshops schloss sich jeweils eine Evaluation der Ergebnisse mit einer fachlichen Referenzgruppe an. Die Referenzgruppe besteht aus Brigitte Meyer (Kompetenzzentrum Integration und Gleichstellung, Kanton St. Gallen), Cornelia Steffen (Leiterin Teilzeitkarriere, Teilzeit AG) sowie Martin Müller (Co-Leiter des Instituts für Soziale Arbeit der FHS St. Gallen) und Steve Stiehler (Studiengangsleiter Soziale Arbeit, FHS St. Gallen).

Die Entwicklung der Vereinbarkeit von privaten und beruflichen Interessen erfordert, dass ein fairer Ausgleich hergestellt werden kann. Im Projekt wurde deutlich, dass in den Unternehmen, zwischen Führung und Mitarbeitenden, ein faires „Geben und Nehmen“ bestehen muss, damit das Betriebsklima und die Atmosphäre zu Hause stimmt und sich niemand benachteiligt fühlt. Die Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und Familienpflichten lässt sich nicht isoliert behandeln, sondern berührt zentrale familiäre und betriebliche Abläufe. Konflikte zwischen persönlichen und beruflichen Interessen können Schwachstellen in diesen Abläufen sichtbar und damit veränderbar machen.

Was macht der Vereinbarkeitssimulator?

Der Vereinbarkeitssimulator erfasst die spezifischen Lebenslagen von Mitarbeitenden und ihre Wünsche an ihre zukünftige Work-Life-Balance. Ziel des softwarebasierten Vereinbarkeitssimulators ist es einen Dialog zwischen Unternehmensführung und den Mitarbeitenden inklusive ihrer Angehörigen zu entwickeln, um Entscheidungsgrundlagen für Vereinbarkeitsmodelle aufzuzeigen. Die Erfassungen von Vereinbarkeitsproblematiken und Vereinbarkeitswünschen sowie die Auswertungen des Vereinbarkeitssimulators dienen als Grundlage von Entscheidungs- und Umsetzungshilfen für Mitarbeitende und Unternehmen, um entsprechende Massnahmen einzuleiten.

Der Vereinbarkeitssimulator ist zusammen mit den beteiligten Akteuren und entlang deren Perspektiven und Bedürfnissen entwickelt worden. Folgende gemeinsame Fragestellungen haben sich dabei herausgebildet:

-Welche Belastungssituationen ergeben sich durch aktuelle Arbeitsorganisationsmodelle und wie können diese gelingend für die jeweiligen Lebenslagen verbessert werden? - Unter welchen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen können die spezifischen Bedürfnisse von Personengruppen mit Sorgearbeitsverpflichtungen mit beruflichen Anforderungen in Einklang gebracht werden?

Welche Möglichkeiten und Chancen ergeben sich durch den Einsatz des Vereinbarkeitssimulators?

Mitarbeitende von Unternehmen mit Vereinbarkeitssimulationen gewinnen die Möglichkeit, ihre derzeitige Vereinbarkeitssituation zu überprüfen und künftige Vereinbarkeitsmodelle zu planen. Ausserdem ermöglicht der Einsatz des Vereinbarkeitssimulators langfristig Konfliktpotenziale, die aus den Ansprüchen und Aufgaben der verschiedenen privaten wie auch beruflichen Lebenslagen entstehen, bei Unternehmen und Mitarbeitenden zu verringern:

Neu im Vergleich zur bisherigen Best Practice ist, dass familiäre Lebenslagen in die Vereinbarkeitssimulation einbezogen werden, um das Spannungsfeld zwischen Beruf und Privatem auszuleuchten. Diese Innovation führt dazu, dass individuelle Sorgearbeitsverpflichtungen besser in den betrieblichen Prozess eingebracht werden können.

«Das Tool selbst kann keine Vereinbarkeitsprobleme lösen, aber Horizonte öffnen, zum Überlegen und Miteinandersprechen anregen. So kann man zumindest die Situationen aller Beteiligten besser verstehen» (Bruno, 36, Techniker, verheiratet und Vater von zwei Kindern).

Im Folgenden werden nun Prozesse, Vereinbarkeitsmodelle und Entscheidungsregeln vorgestellt, die aufzeigen

Wie funktioniert der Einsatz des Vereinbarkeitssimulators?

Der Vereinbarkeitssimulator ist eine Software, die Wünsche an ihre zukünftige Work-Life-Balance erfasst. Basierend darauf können Arbeitsorganisationsmodelle geplant werden. Die Software geht dabei folgende Schritte durch:

Im ersten Schritt erfragt der Vereinbarkeitssimulator ihre Lebenslage. Im Anschluss daran erfolgt eine Auswertung der von ihnen angegebenen Daten über ihre momentane Lebenssituation. Hier werden Unzufriedenheiten und Belastungen verdeutlicht.

Im zweiten Schritt werden Ideen und Hilfsmassnahmen festgelegt mit denen die ermittelten Unzufriedenheiten und Belastungen vermindert werden können.

Im dritten Schritt erarbeitet der Vereinbarkeitssimulator mit ihnen zusammen eine Planung. Hierbei werden Möglichkeiten zum Zeitmanagement und betrieblicher Hilfen (Teilzeit, flexible Arbeitszeit, Weiterbildungen etc.) aufgezeigt. Zum Abschluss erhalten Sie eine Zusammenfassung ihrer Planungsideen.

Der Vereinbarkeitssimulator funktioniert am besten, wenn die Planungsideen mit Angehörigen und den Ansprechpersonen im Unternehmen diskutiert werden. Hierzu haben wir einen idealtypischen Ablauf entwickelt.

In diesem Ablauf wird deutlich, dass es wichtig ist, zuerst eine Bestandsaufnahme der Lebenslage zu machen damit Vereinbarkeitsmassnahmen auf die jeweilige Situation im Privaten und in Unternehmen abgestimmt werden können. Die Empfehlung des Leitfadens ist es, für unterschiedliche Phasen des Lebens auch Arbeitsmodelle lebenslagenspezifisch anzupassen. Folgende Bausteine können eingesetzt werden um die Lebenslage zu verändern und verbessern:

Welche flankierenden Massnahmen gibt es um private und berufliche Interessen auszugleichen?

Vereinbarkeitsarrangements lassen sich mittels dem Wissen um Sorgearbeitsverpflichtungen sowie betrieblichen Massnahmen bilden. Ein Vereinbarkeitsarrangement ist eine betriebliche und familiäre Vereinbarung, welche sich auf Erwerbs- und Fürsorgearbeit bezieht. Um sich darüber bewusst zu werden, welche Hilfsmittel geeignet erscheinen, damit private und berufliche Interessen ausgeglichen werden können, sind im auf den folgenden Seiten klassische betriebliche Vereinbarkeitsmassnahmen beschrieben. Den Massnahmen vorangestellt finden sich jeweils Fragen, deren Beantwortung die Bestimmung der eigenen beruflichen und privaten Situation unterstützen können.

Je nach dem wo die lebenslagenspezifischen Ziele gesetzt werden und wo ein Grossteil der Zeit hineinfliesst, ist es notwendig auch spezifische Vereinbarkeitsmassnahmen zu nutzen.

Support

Die Software des Vereinbarkeitssimulators kann unter folgender URL bezogen werden: https://github.com/ims-fhs/vsim Auf der oben genannten Webseite kann sowohl der Source-Code wie auch die Dokumentation und dieser Leitfaden bezogen werden. Antworten auf technische Fragen finden Sie direkt im README.md der Webseite oder in der Vignette vsim.Rmd durch Eingabe von '?vsim' nach Installation/Build der Software.

Impressum

Dieses Projekt entstand aus der Zusammenarbeit des Institutes für Soziale Arbeit und dem Institut für Modellbildung und Simulation der Fachhochschule St. Gallen. Es fand im Rahmen einer Kooperation mit Thomann Nutzfahrzeuge AG, Sonderschule Bad Sonder und Abraxas Informatik AG satt.

Gefördert wurde das Projekt mit Finanzhilfen des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Mann und Frau (EBG).

Technischer Leitfaden

Ziel

Dieser Leitfaden richtet sich an technisch versiertes IT-Personal und erklärt die nötigen Schritte, die unternommen werden müssen, um den OpenSource Vereinbarkeitssimulator für das eigene Unternehmen online verfügbar zu machen.

Technische Voraussetzungen

Der Vereinbarkeitssimulator ist eine in R entwickelte Shiny-Applikation, die von den Benutzern online via Browser genutzt werden kann. Grundsätzlich gibt es die folgenden Möglichkeiten, die Software im Unternehmen zugänglich zu machen:

Variante I: Installation unter www.shinyapps.io

Diese Installationsvariante wird in den nachfolgendenden Kapiteln genauer beschrieben. Wenn Sie diesen Weg wählen, benötigen Sie keine eigene Hardware, um den Vereinbarkeitssimulator betreiben zu können. Stattdessen eröffnen Sie einen Account unter www.shinyapps.io, unter dem Sie dann die hier angebotene Software installieren und betreiben. Die Kosten für einen Account sind abhängig von der aktiven Zeit pro Monat, d.h. die Zeitdauer, während der die Anwendung von Ihren Anwendern genutzt wird. Details dazu finden Sie hier.

Variante II: Installation auf dem eigenen Shiny-Server

Bei dieser Variante benötigen Sie Zugang zu einem Linux-Server mit Administrator-Rechten, auf dem Sie für Ihr Unternehmen einen Shiny-Server installieren und die darauf verwaltete Webapplikation im Intranet für Ihr Unternehmen verfügbar machen können.

Diese Variante erfordert weiterführende Kenntnisse im Bereich Linux-, Server- und Netzwerk-Administration und wird hier nicht weiter behandelt. Informationen zum Download der Server-Software finden Sie hier.

Upload des Vereinbarkeitssimulators unter www.shinyapps.io

Unabhängig von der Variante der gewählten Installation benötigen Sie einen PC mit Internetverbindung, auf dem Sie R-Studio installieren können und auf dem Sie berechtigt sind, Software zu installieren. Im Folgenden werden die nötigen Schritte zur Installation nach Variante I erläutert.

Vorbereitungen

Erstellung eines Accounts unter shinyapp.io

Um den Vereinbarkeitssimulator für Ihre Mitarbeiter im Internet zugreifbar zu machen benötigen Sie einen Account unter https://www.shinyapps.io/. Eröffnen Sie als erstes einen Account. Sie können problemlos zuerst einen kostenlosen Account eröffnen, damit herumexperimentieren und wenn alles funktioniert, den "Plan"" unter den Account-Settings erweitern. Wenn Sie den Simulator im Unternehmen nützen wollen, sollten Sie aber auf jeden Fall sicherstellen, dass der Plan Ihren Anforderungen entspricht.

Sie können Accountname und Applikationsname wählen und haben somit Einfluss auf die URL, unter welcher der Simulator später zugreifbar sein wird:

https://accountname.shinyapps.io/{applicationName}

Sobald Sie einen Account eingerichtet haben sind Sie bereit, Applikationen zu veröffentlichen.

Installation benötigter Software auf Ihrem PC

Damit Sie den Vereinbarkeitssimulator veröffentlichen können benötigen Sie einen PC mit Zugriff zum Internet sowie der Installierten Software RStudio/R. Gehen Sie dazu wie folgt vor:

Wichtig ist, dass Sie nach der Installation dieser Packete rsconnect richtig konfigurieren, dass RStudio Ihren shinyapps.io-Account kennt, unter welchem Sie später die Applikation veröffentlichen wollen. Nach diesen Schritten ist Ihr PC bereit, um den Vereinbarkeitssimulator lokal zu starten und auf shinyapps.io zu publishen.

Herunterladen des Vereinbarkeitssimulators

Besuchen Sie die github-Seite dieses Projektes und laden Sie das Projekt komplett herunter (clicken Sie auf den Download-Link). Sie Sie erhalten dann ein ZIP-Verzeichnis mit allen benötigten Dateien des Vereinbarkeitssimulators.

Entzippen Sie das ZIP-Archiv an einen Ort, wo Sie berechtigt sind, Dateien zu schreiben und öffnen Sie die RStudio-Projektdatei 'vsim.Rproj'. Wenn alles richtig funktioniert hat, wird nun das Projekt automatisch mit RStudio geöffnet. Falls nicht, starten Sie RStudio und öffnen Sie manuell das Projekt durch die Auswahl des Menupunktes 'File/Open Project' und Navigation zum entzippten Projekt-Verzeichnis.

Vereinbarkeitssimulator lokal testen

Nachdem Sie das Projekt in RStudio geöffnet haben, öffnen Sie nun im RStudio die Datei inst/shiny-apps/vsim/server.R und drücken Sie Ctrl-Shift-S, um die Applikation zu starten. Nun öffnet sich ein Browserfenster mit der Startseite des Vereinbarkeitssimulators. Funktioniert dies nicht, prüfen Sie allfällige Fehlermeldungen, beheben Sie deren Ursache und versuchen Sie diese Schritte erneut auszuführen.

Vereinbarkeitssimulator veröffentlichen

Wenn Sie rsconnect korrekt eingerichtet und konfiguriert haben, das Projekt 'vsim.Rproj' in RStudio gestartet und das server.R-Skript aus dem Verzeichnis inst/shiny-apps/vsim/server.R geöffnet haben, sollte oben rechts am Editor-Rand das Publish-Icon von shinyapps.io ersichtlich sein:

Ist dieses Icon nicht sichtbar, überprüfen Sie nochmals die Schritte zur Konfiguration von rsconnect und Ihrem shinyapps.io-Account, löschen Sie die shinyapps.io-Konfiguration unter den Einstellungen im RStudio über den Menupunkt Tools/Global Options/Publishing und konfigurieren Sie die Verknüpfung zu Ihrem shinyapps.io-Account erneut. Befolgen Sie dazu diese Anweisungen.

Klicken Sie auf das Publish-Icon, haben Sie die Möglichkeit, die Applikation unter dem oben eingerichteten shinyapps.io-Account zu veröffentlichen und den Applikationsnamen, unter dem der Simulator verfügbar gemacht werden soll, anzugeben:

Geben Sie unter "Title" den Namen an, unter dem die Anwendung veröffentlicht werden soll. Klicken Sie nun auf den "Publish"-Button, um die Anwendung unter ihrem eingerichteten shinyapps.io-Account zu veröffentlichen. Der Veröffentlichungsvorgang dauert eine Weile und endet damit, dass die Webapplikation auf shinyapps.io im Browser geöffnet wird.

Angenommen Ihr Account lautet auf den Namen "mycompany" und Sie hätten unter "Title" den Applikationsnamen "vsim" gewählt, dann wäre der Simulator nach der Veröffentlichung unter folgender URL zu erreichen:

https://mycompany.shinyapps.io/vsim

Prüfen Sie als letztes, ob die Applikation wirklich unter der erwarteten URL verfügbar ist. War dieser Schritt ebenfalls erfolgreich, ist die Installation / Veröffentlichung abgeschlossen.



ims-fhs/vsim documentation built on Nov. 14, 2019, 4:54 a.m.